Warum Geiz bei Servern nicht geil ist und wie sich Dumpingpreise von 0,50€ pro Slot lohnen.

Dass in Deutschland eine Preisschlacht zwischen den Providern tobt, sollte mitlerweile jedem aufgefallen sein. Es werden ja mitlerweile Server für unter 0,50 € pro Slot angeboten. Am stärksten beteiligt sind vor allem kleinere und mittlere Hoster.

Man könnte jetzt meinen, dass eine Preisschlacht für die Kunden gut ist, weil sie so viel Geld sparen können. Überlegt man sich, wie solche Dumpingpreise zustande kommen, sieht man auch recht schnell, warum die großen Anbieter der Branche nicht mitmischen; Der eigene Anspruch an die Serverqualität:

Man kann je nach CPU 8-16 Server mit 130-160 Slots auf einem Rootserver laufen lassen. Je nachdem wie gut der Anbieter verhandelt, wird er zwischen 30-100€ für einen Root bezahlen. Im Folgenden gehe ich von dem Betrag 50€ aus.
Damit der Hoster bei einem Preis von 0,50€ überhaupt die Kosten des Roots abdecken kann, muss er schon 100 Slots verkaufen, also bei 10 Slotservern 10 Kunden auf einem Root haben, damit überhaupt die Kosten des Roots gedeckt sind. Zu den Rootkosten fallen aber in den meisten Fällen noch Lizenzgebühren für das Webinterface, Voiceserver usw. an. Der Hoster braucht deshalb noch mehr Kunden/Slots pro Root, um überhaupt seine Kosten decken zu können.

Damit das System nur 50€ Gewinn im Monat bringt, müssen bei einem 0,50€ Preis 200 Slots bzw. 20 Server gehostet werden. Dies geht aber in der Regel noch gut, weil insbesondere Warservern, nie alle gleichzeitig in Benutzung sind und ungenutzte im Schlafmodus keine bis kaum CPU Leistung brauchen. Die durchschnittliche Belegung ist bei Warserver deutlich geringer als bei Publicservern, so dass mit ihnen mehr Gewinn pro Host erwirtschaftet werden kann.
Ein normaler Kaufmann überbucht jetzt seine Hardware, achtet aber darauf, sofern er etwas von seinem Handwerk versteht, dass auch bei Stoßzeiten niemals mehr aktive Slots/Server vorhanden sind, als die Hardware berechnen kann. So bekommen die Spieler nichts von der Überbuchung mit und der Kaufmann/Hoster kann seinen Gewinn pro Rootserver steigern.

50€ Gewinn von einem Root sind aber nicht viel. Dazu ist es mit dem reinen Hosten ja auch noch nicht getan. Es fallen auch noch die Arbeitskosten für den Support an. Will man also mehr Geld aus einem Root holen, werden noch mehr Kunden auf den Rootserver gepackt. Dazu sucht man sich kostenlose Supporter, oder prellt diese um ihren Lohn. Welche Folgen dies für den Support und die Serverqualität hat, könnt ihr euch ja denken. Besser wird sicherlich weder das Eine, noch das Andere.
Ich habe schon bis zu 400 Slots pro Rootserver erlebt. Auf die Frage, ob sich die Kunden nicht beschweren, wurde geantwortet, dass sie das doch eh nicht merken, weil sie keine Ahnung haben.

Bis hier hin ging es nur um die Qualität. Manche Hoster liefern nicht nur eine mieserablen Hostingleistung ab, sie betrügen ihre Kunden auch noch nach Strich und Faden. Es gibt auch
Um Neukunden zu gewinnen, wirbt man mit dem Serverstandort Frankfurt a.M. Um zu zeigen, wie toll der Ping und die Server sind, wird ein einzelner Rootserver in Frakfurt gemietet und nur sehr wenige Testserver installiert. Diese haben in der Regel durch die geringe Systembelastung eine hohe Qualität. Die Kundenserver aber werden dort gehostet, wo es billiger als in Frankfurt ist, wie z.B. im Nürnberger Raum bei Hetzner.
Bestellt der Kunde jetzt einen Server, bekommt er keinen Server in Frankfurt a.M., wie der Hoster es beworben hat, sondern einen im Nürnberger Raum. Die Pingunterschiede sind zwar in der Regel minimal und bei HL2 nicht zu spüren, dennoch handelt es sich in einem solchen Fall um einen arglistige Täuschung, welche es dem Kunden erlauben würde, den Vertrag ohne irgendwelche Fristen anzufechten.

Ein weiterer gerne praktizierter Betrug am Kunden und somit auch ein arglistige Täuschung ist die Lüge über die Kundenbelegung pro Root. Ohne den Rootserver zu hacken, kann der Kunde nicht genau nachvollziehen, wie viele Gameserver auf dem Rootserver laufen. Möglich ist es, die IP seines Gamesersers scannen. Es ist aber möglich einem Rootserver mehrere IPs zuzuweisen. Um die Belegung zu verschleiern, verpasst man dem Rootserver 4 IP Adressen, verspricht dem Kunden 10 Gameserver/Kunden pro Host und startet pro IP 10 Server. Mittels eines Portscanners findet man so nur die versprochenen 10 Kunden.

Der Grund für die meist gute Qualität bei großen Hoster ist weniger in speziellen Kerneln zu suchen, sondern in den höheren Preisen und damit einer geringeren Anzahl von Gameservern je Rootserver und bezahlten Supportern.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer Slotpreise unterhalb von 1 – 1,50€ verlangt, der startet entweder wesentlich mehr Slots auf einem Rootserver, als eine gesunde Mischkalkulation erlaubt, oder er hat in Mathe nicht aufgepasst und ist somit ein schlechter Geschäftsmann. Wenn Letzteres der Fall ist und nicht einmal simple Mathematik verstanden wird, dann stellt sich die Frage, ob eine solche Person überhaupt in der Lage ist hochkomplexes Serverhosting auf einem gutem Qualitätsniveau zu betreiben.

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